Foodsharing Fairteiler im malobeo – Lebensmittel jenseits und im Schatten des Konsums
Ab sofort befindet sich in den Räumen des malobeo ein veganer sogenannter „Fairteiler“-Kühlschrank der Foodsharing-Initiative Dresden.
Das Prinzip des Foodsharing basiert auf der Nutzung von Lebensmitteln, die von Geschäften und Restaurants, aber auch Privatmenschen zur Verfügung gestellt werden, weil sie nicht mehr verwertet oder verbraucht werden können. Etwa aus Überproduktion oder weil sie sich ihrem Mindesthaltbarkeitsdatum nähern. Diese Lebensmittel werden dann an sog. „Fairteilern“ ver- bzw. geteilt. Sie können ohne Gegenleistung mitgenommen oder abgegeben werden, unterliegen also nicht mehr der wirtschaftlichen Verwertungskette, werden aber auch nicht weggeworfen.
Es handelt sich dabei aber keineswegs um eine Wohltätigkeitsgeste. Foodsharing richtet sich nicht ausschließlich an „Bedürftige“, sondern ist für alle nutzbar. Der Grundgedanke ist der Zugang zu Lebensmitteln jenseits der Verwertungslogik von Bezahlung, Gegenleistung und Konsum. Genau dieser Aspekt fügt sich auch in das Konzept des malobeo ein und steht in einer gewissen Kontinuität mit der anarchistischen Tradition von Umsonstläden: Eine (Versorgungs-)Gesellschaft, die ohne Verwertung und Gegenleistung auskommt und stattdessen ausschließlich auf dem Prinzip der gegenseitigen Unterstützung und des Teilens aus allgemeingültiger Solidarität beruht.
Hierbei gilt es allerdings natürlich kritisch zu berücksichtigen, dass das Modell Foodsharing innerhalb der bestehenden Verhältnisse und Logiken funktioniert. Es stellt eben leider nicht die Überwindung der kapitalistischen Verwertungskette dar, sondern ist vielmehr nur dadurch überhaupt realisierbar, dass eben diese Konsumgesellschaft Überschüsse hervorbringt, die sie bei allem Profitstreben nicht zu verwerten weiß. Das Modell profitiert somit mehr oder weniger unmittelbar von der Maßlosigkeit einer Gesellschaft, in der Wenige mehr zur Verfügung haben, als sie je verbrauchen können, während Andere nicht genug oder sogar gar nichts haben, und kann damit natürlich nicht als allgemeingültige, praktikable Systemalternative betrachtet werden. In gewisser Weise bietet es jenen sogar die Möglichkeit, den eigenen Überfluss durch vermeintliche Großzügigkeit aufzuwerten. Die „Spende“ von Lebensmitteln ist nur dann überhaupt denkbar, wenn vorher ein Eigentumsanspruch auf sie erhoben wird, der an sich in einer solidarischen Gesellschaft bereits absurd erscheinen muss.
Trotz all dieser Widersprüche müssen wir anerkennen, dass die genannten Verhältnisse nun einmal bestehen und das Modell Foodsharing zumindest die Möglichkeit der Versorgung außerhalb der profitgetriebenen Ökonomie bietet, wenn auch nur für einige. Vor allem aber offenbart es die Absurdität der bestehenden Verhältnisse, die nur allzu oft selbstverständlich zu sein scheinen. Wenn wir Lebensmittel einfach teilen können, ohne Bezahlung, ohne Tauschen, ohne die Erwartung einer Gegenleistung, wie kann dann selbstverständlich sein, dass dies an anderer Stelle nicht möglich sein soll?
Im Bewusstsein dieser Widersprüche und in der kritischen Reflektion liegt der Zugang zu einem solidarischen Umgang miteinander, nicht nur auf ideeller Ebene, sondern ganz praktisch und unmittelbar.
Die Güter, die Häuser denen, die sie brauchen! Alles für alle und zwar umsonst!