03.01.2011 – 20:30 – kino liberecano: Tod in der Zelle – Warum starb Oury Jalloh?
Dessau, ein kalter Morgen im Januar. Ein Mensch, offensichtlich unter Alkoholeinfluss, wird von der Polizei aufgegriffen, in eine Zelle gesperrt und mit Handschellen an Händen und Füßen gefesselt, „fixiert“, wie es im Polizeijargon heißt. Er wird durchsucht, ihm wird Blut entnommen. Gegen Mittag schlägt der Rauchmelder in der Zelle zweimal Alarm. Hilferufe durch eine Gegensprechanlage werden ignoriert. Oury Jalloh, ein Asylbewerber aus Westafrika, stirbt im Polizeigewahrsam. Offizielle Todesursache: Tod durch Hitzeschock, keine Fremdeinwirkung. Das Opfer habe die Matratze in der Zelle mit einem Feuerzeug angezündet, dann selbst Feuer gefangen und sei verbrannt. Schon bald kommen Zweifel an der offiziellen Version des Tathergangs auf. „die story: Tod in der Zelle“ rekonstruiert den Fall, prüft die offizielle Version der Selbsttötung. Ein Jahr lang haben die Autoren Marcel Kolvenbach und Pagonis Pagonakis Fakten, Obduktionsberichte und Ermittlungsunterlagen recherchiert, mit Zeugen gesprochen und beobachtet, wie man in Dessau mit dem Tod Oury Jallohs umgeht. Sie haben die Familie in Westafrika aufgesucht: Dort ist Oury Jalloh nur knapp dem grausamen Bürgerkrieg in Sierra Leone entkommen. Dass er ausgerechnet in einer Polizeizelle in Deutschland verbrannt ist, kann die Familie nicht fassen.
„Oury ist dreimal gestorben“, sagt ein Freund: „Im Bürgerkrieg in Sierra Leone starb seine Vergangenheit, im Asylbewerberheim in Roßlau bei Dessau starb seine Zukunft und in der Zelle kam er ums Leben.“
Disclaimer: Die in den gezeigten Videos getätigten Aussagen und Handlungen stimmen nicht zwangsweise mit dem Weltbild bzw. den Meinungen des Kollektives überein. Sie können jedoch nach der Vorführung Gegenstand von gemeinschaftlichen Diskussionen werden.